Auf geht’s. Es ist Wiesn-Zeit. Für alle, die noch nie auf dem Oktoberfest waren, aber mit einem Besuch liebäugeln, habe ich die wichtigsten Unfallvermeidungstipps für die Party auf der Bierbank zusammengestellt. Und für alle, die schön öfter dort waren, auch. Denn Tanzen auf der Bierbank ist super, aber man wünscht sich doch, mit heilen Knochen wieder aus dem Zelt zu kommen.
Mit geht es so: Mit jedem Jahr schaue ich mir meine Tischnachbaren ein bisschen genauer an und weiche lieber früher als später, wenn Starktrunkene nahen. Das ist defensiv, aber mitunter lebensrettend. Die Statistik des ersten Wiesnwochenendes 2015 belegt es: Sturz von der Empore, Sturz aus dem Zeltfenster. Ich selbst habe am Samstag in zwei Stunden Augustiner (ein sehr gemäßigtes Zelt) nach zehn glimpflichen Bierbank-Stürzen in meiner Reihe aufgehört zu zählen und musste außerdem einen sehr schweren Unfall ein paar Tische weiter ansehen (Erste Hilfe wurde von den direkten Tischnachbarn geleistet). Ist es also wirklich so schlimm, wie es im Münchner Wiesn-Tatort schien? Auf Twitter waren die Leute jedenfalls sehr abgestoßen von den Zuständen … Meine persönliche Einschätzung:
Das Oktoberfest macht Spaß, wenn man die richtigen Strategien für den Abend im Bierzelt beherrscht.
Hier sind die 5 Tanztipps für die Bierbank:
1) Trage Sicherheitsschuhe
Das Oktoberfest ist nicht die passende Gelegenheit, um seine High Heels spazieren zu führen. Wer mich kennt weiß, dass ich niemals ohne ernsten Anlass vom optisch optimalen Schuhwerk abrate. Aber auf dem Oktoberfest muss frau Kompromisse schließen, um nicht zu straucheln. Ein mittelhoher Absatz ist o.k. sofern der Durchmesser über dem einer Ein-Euro-Münze liegt und die Sohle rutschfest ist. Flacher ist sicherer: Während du tanzt, bekommst du erst sehr spät mit, wenn die Bierbank kippt oder ein Betrunkener fällt. Dann zählt jede Millisekunde, um sich zu retten. Trägst du hohe und/oder rutschige Schuhe, sinkst du mit in den Abgrund.
2) Mind the gap
Der Warnhinweis der Londoner U-Bahn gilt auch auf der Bierbank. Die Lücke zwischen deiner Bank und der hinter dir ist brandgefährlich. Einmal mit dem Absatz hängengeblieben, und es endet mindestens mit einer Verstauchung, wenn nicht mit einem Bänderriss oder Knochenbruch. Daran denkt man nicht, wenn man nicht speziell darauf achtet. Dabei ist es ganz leicht, sich darauf einzustellen, wenn man das Problem auf den Schirm hat. Das Risiko minimieren flache Schuhe oder solche mit breitem Absatz (siehe oben).
3) Übertrete den Rand nicht
Die Gesetze der Physik gelten auch für Bierbänke: Sie kippen, wenn das Gewicht nur auf einer Seite, außerhalb der Bierbankfüße liegt. Stelle dich daher nie, nie, nie an den Rand einer Bierbank. Manchmal springen auf der anderen Seite alle gleichzeitig unvermittelt ab. Das passiert sogar recht oft. Dann klappt das ganze Teil auf die Seite mit dem Gewicht. Mindestens ein Fuß, und damit die Hälfte deines Gewichts, muss innerhalb der Bierbankfüße stehen.
Laufe auch nie über die Bank, um am Rand abzuspringen. Wenn niemand hinter dir ist, knallt Dir die Bank am Ende an den Hinterkopf.
4) Wippe nicht im Gleichtakt
Sobald du merkst, dass jemand auf der Bank zu wippen beginnt, tue irgendwas, das die Leute wieder einfängt und die Schwingung der Bank stoppt. Die drohende Resonanzkatastrophe ist dabei die eine Sache. Sehr wahrscheinlich kippt vorher jemand von der wackelnden Bank. Denn ein Mensch, der sich kontrollieren kann, würde so eine merkliche Schwingung gar nicht erst auslösen. Eine wippende Bank ist also ein Warnzeichen: Es sind Volltrunkene anwesend.
5) Lass dich nicht schubsen
Auf den Bierbänken ist es eng. Der Nachbar hinter dir wankt und schon kippst du nach vorne auf den Tisch. Oder derjenige neben dir schlingert, und die ganze Reihe fällt wie Dominosteine. Da hilft nur eins: Schreie über die Musik hinweg. „He, pass auf. Bleib, auf deiner Seite“ und drängle ein klein wenig zurück. Das kapieren fast alle. Und fast alle reagieren lammfromm, wenn eine Frau sie anplärrt. Männer: Schickt eure Mädels vor, um den Konflikt zu schlichten und die Sicherheit zu gewährleisten.
6) Halte den Maßkrug richtig
Viele Oktoberfestbesucher umschlingen den Krug mit der Hand: Sie schlüpfen mit vier Fingern in den Henkel, die Handfläche stützt den Krug von der Seite. Der Daumen liegt oben am Henkel. Das erleichtert es einem, das Gewicht einer vollen Maß zu halten, hat aber zwei Nachteile. Erstens: Das Bier wird schneller warm. Zweitens: Beim Zuprosten steigt das Risiko, dass einem jemand die Finger zertrümmert, weil er seinen Krug mit voller Wucht auf die Hand schlägt. Nicht minder gefährlich: Die Krüge dreschen aufeinander und du willst deine Hand herausziehen, um dich zu retten. Das gelingt viel schneller, wenn man die Maß nur am Rand anfasst – wie im Foto gezeigt.
Damit Prost! Auf eine friedliche, lustige und unfallfreie Wiesn. Viel Spaß auf dem Oktoberfest!
Berichtet uns.
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