Helau! Habt Ihr schon ein Kostüm für die letzten zwei Tage Karneval? Ja? Und ich habe sieben unschlagbare Tipps, mit denen Euch Eure Haut das großzügige Faschings-Make-up garantiert nicht übel nimmt. Ähnliches hat sich auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gedacht und im Februar 2015 zum Thema auch eine Pressemitteilung veröffentlicht (Link existiert leider nicht mehr). Die habe ich mir genauer angesehen und um meine eigenen Erfahrungen erweitert.
1. Vor der Faschingsschminke: Hauttest machen
Wer sich regelmäßig schminkt, benutzt meistens die gleichen Produkte und weiß: Die Haut verträgt das, die Schminke verursacht weder Pickel noch Juckreiz oder Rötungen. Faschingsschminke hat meist eine andere Konsistenz und – so meine Erfahrung – auch eine weniger gute Qualität. Das kann die Haut gut finden, muss sie aber nicht. Menschen, die eher mal sensibel auf Cremes oder Make-up reagieren sind sowieso vorsichtig, aber auch weniger Empfindliche sollten die Faschingsschminke vorher ruhig mal testen. Das muss nicht direkt im Gesicht sein, in der Armbeuge reicht. Die Verbraucherzentrale empfiehlt Produkte auf „Aqua-„, also Wasser-Basis – das hat den Vorteil, dass sie sich einfach mit Wasser entfernen lassen. Eventuell hält die Farbe dann aber nicht so lange. Kinderschminke fällt in die Kategorie „Wasser-Basis“, man findet sie nicht immer in der Parfümerie oder Drogerie – ich habe sie nach langem Suchen erst im Spielzeugladen gefunden. Im Angebot gibt es verschiedene Farben in kleinen Töpfchen, die mit einem Pinsel aufgetragen und auch gemischt werden können.
Stichwort Wasser-Basis: Die Verbraucherzentrale rät auch zu diesen Produkten, weil sie die Haut und ihre weniger „zukleistern“ würden als solche auf Fett-Basis, die dann Pickel und Mitesser verursachen. Ich glaube, dass die Gefahr auch bei fetthaltiger Schminke nicht so groß ist, wenn man sie nur ein paar Stunden (und nur ein paar Mal im Jahr!) drauf hat und hinterher wieder gut entfernt.
2. Naturkosmetik verwenden
Verständlich, wenn man um günstige Produkte lieber einen Bogen macht, auch in der fünften Jahreszeit. Ein Tipp der Verbraucherzentrale ist da, gleich auf zertifizierte Naturkosmetik zu setzen – die enthält immerhin keine deklarierungspflichtigen Konservierungsstoffe wie Parabene, kein Silikon oder Paraffin. Das hat mich erst mal irritiert, Faschingsschminke mit Naturkosmetik-Siegel (z.B. BDIH oder Natrue) hatte ich noch nie gesehen. Gibt es aber. Zumindest von der DM-Eigenmarke „alverde“ – und zwar das ganze Programm von der Haarmascara in verschiedenen Farben bis zur Schminkpalette. Einige Beauty-Blogs haben das Angebot auch schon gelobt, zum Beispiel hier, hier und hier.
Stichwort Naturkosmetik: Was in Naturkosmetik drin sein darf und was nicht, bestimmen die Hersteller. Wenn auf einem Produkt steht „ohne Konservierungsstoffe“ bedeutet das nicht, dass gar keine Konservierungsstoffe drin sind, sondern nur jene nicht, die laut EU-Kosmetik-Richtlinie deklariert werden müssen.
3. Bei Allergien aufpassen
Gerade wenn die Schminke billig war und von minderer Qualität, nimmt die Haut das schneller übel. Im besten Fall reagiert sie dann mit Pickeln, im schlimmsten mit einer Kontaktallergie, auch Kontakt-Ekzem genannt. Da entzündet sich der Teil der Haut, der Kontakt mit dem Allergen hatte. Juckreiz, Pusteln, Rötungen und Schwellungen können die Folge sein. In Make-up können zum Beispiel Duftstoffe (oft ungenau als „Parfum“ deklariert) die Auslöser sein. Wenn sich die Augen entzünden, liegt es eventuell am Kolophonium in der Wimperntusche – ein Klebstoff, der dafür sorgt, dass die Mascara an den Wimpern haftet (wobei mittlerweile viele Mascaras ohne Kolophonium auskommen). Das Fiese an der Kontaktallergie: Die Haut sensibilisiert sich beim ersten Kontakt mit dem Allergen, die Allergie zeigt sich aber erst beim zweiten Kontakt. Was der Auslöser genau war, lässt sich bei Kosmetik oft schwer feststellen, da sie aus vielen unterschiedlichen Inhaltsstoffen zusammen gesetzt ist.
Wenn sich die Haut entzündet, juckt oder Pusteln kriegt: Ab zum Hautarzt!
Stichwort Inhaltsstoffe: Die sogenannte INCI-Liste führt alle Inhaltsstoffe eines Kosmetikprodukts auf, man findet sie entweder auf der Tube oder der Verpackung, fast alle Hersteller veröffentlichen sie auf ihrer Internetseite. Die Begriffe sind meist auf Latein, für Laien ist dann oft kaum verständlich, was hinter dem langen Namen steckt, deshalb empfehle ich hier die INCI-Datenbank des Portals haut.de. Beim Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (ikw.org) gibt es außerdem eine Übersicht zu Kontaktallergien und Duftstoffen. Wer mehr über Kontaktallergien wissen will, liest diesen Beitrag mit dem Allergie-Experten Professor Axel Schnuch vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) an der Universität Göttingen.
4. Keine alte Schminke benutzen
Als Kind habe ich mich unwahrscheinlich gern zu Fasching geschminkt, bzw. von meiner Mutter schminken lassen. Sie hatte einen riesigen Schminkbeutel, in dem so ziemlich alles an Make-up und Schminke zu finden war, was sie seit Anfang der 1970er Jahre angehäuft hatte. Ein Paradies. Das mich heute schaudern lässt. Zum einen, weil Kosmetik damals nicht wenige bedenkliche Inhaltsstoffe enthielt. Zum anderen, weil auch Kosmetik keine Jahrzehnte hält. Klar, die Faschingsschminke vom vergangenen Jahr kann man sehr wahrscheinlich problemlos verwenden. Aber sobald etwas seltsam aussieht, sich Fett- und Wasserphase vielleicht schon getrennt haben oder das Ganze komisch (z.B. ranzig) riecht – weg damit!
Stichwort Haltbarkeit: Wenn die Schminke nicht gerade aus dem Beutel meiner Mutter stammt, sondern eindeutig neueren Datums ist, hat sie entweder ein Mindesthaltbarkeitsdatum oder einen kleinen geöffneten Tiegel aufgedruckt – die Zahl darauf gibt an, wie lange das Produkt nach dem Öffnen verwendet werden kann. Meistens sind das neun oder zwölf Monate. Aber wenn nichts riecht oder komisch aussieht, ist die Schminke sehr wahrscheinlich noch ok. Und Lippenstifte halten zum Beispiel mehrere Jahre. (Ich würde natürlich gerne ein Foto dieses unglaublichen Schminkbeutels hier posten, aber sie hat ihn vor ein paar Jahren entsorgt…)
5. Keine Schminke ohne Unterlage
Einfach drauf los malen ist nicht! Jeder Schmink-Profi weiß: Make-up braucht eine Unterlage. Das heißt: Eine gute Creme, die die Haut pflegt. Bei stark deckendem Make-up, zum Beispiel Theater-Schminke, darf es auch eine etwas fettere Creme sein als sonst. Warum das alles? Schminke besteht aus vielen Sachen, was sie aber meistens nicht im Angebot hat, sind pflegende Wirkstoffe für die Haut. Feuchtigkeit, zum Beispiel. Um zu verhindern, dass das Make-up die Haut austrocknet, sollte man sie vorher einfach gut eincremen.
Stichwort Feuchtigkeit: Wenn sie der Haut fehlt, merkt man das recht schnell. Das Gesicht spannt und juckt, eventuell bilden sich sogar kleine Schüppchen, die Schminke bröckelt. Also besser vorsorgen und gut eincremen.
6. Niemals ohne Abschminken ins Bett
Ja, das geht auch mit Alkohol im Blut, einfach am Waschbecken festhalten. Und dauert ja auch nicht lange. Faschingsschminke abschminken muss sein, weil man ja nicht die ganze Farbe am Kopfkissen haben will. Außerdem regt sich die Haut dann erst so richtig auf, Pickel sprießen, der Teint sieht fahl aus und Falten kriegt man so auch schneller. Deshalb: Schminke runter, egal unter was für Bedingungen. Es reichen dafür eine stinknormale, günstige Reinigungsmilch und ein Zwei-Phasen-Augen-Make-up-Entferner (meine Wahl). Reinigungstücher tun’s auch, die passen in fast jede Handtasche. Reinigungsmilch (oder Waschgel, zur Not Seife) einfach im Gesicht verteilen. Mit Wattepad oder Waschlappen drüber, fertig. Was noch da ist, geht mit Augen-Make-up-Entferner weg. Meine persönliche Empfehlung: Zwei-Phasen-Produkte. Die sind eigentlich gedacht für wasserfeste Wimperntusche, entfernen aber auch kussechten „long-lasting“ Lippenstift und andere Überreste. Besteht aus einer Öl- und einer Wasser-Phase, vor Gebrauch bitte schütteln.
Stichwort Reinigung: Schminke auf Wasser-Basis (siehe Punkt 1) lässt sich so leicht entfernen, weil sie eben kein Fett enthält. Normale Schminke aber schon, deshalb kann man sie nicht einfach mit Wasser abnehmen. Da braucht es eine fettlösliche Reinigung. Die Verbraucherzentrale empfiehlt Speiseöl (!) oder eine fetthaltige Creme. Speiseöl. Vielleicht kommt man mit zu viel Restalkohol auf solche Ideen. Ich sage: lieber nicht.
7. Verwöhnen statt Fasten
Krasse Faschingsnarren haben an Aschermittwoch wahrscheinlich nicht nur zwei tolle Tage hinter sich, sondern ein paar Wochen. Viel Alkohol, wenig Schlaf, verrauchte Luft = Turbo-Hautalterung = Falten. Deshalb braucht die Haut jetzt keine Fastenkur, sondern ein richtiges Verwöhnpaket. Außerdem: Viel trinken – natürlich keinen Alkohol, sondern Wasser oder Tee. Viel schlafen. Abends in die Badewanne und danach ins Bett.
Und Anfang März seht Ihr alle wieder aus wie Prinzessinnen.
Stichwort Verwöhnpaket: Nach dem Faschingstrubel die Haut mit einer Armada aus Masken und Seren zu bombardieren, ist eher kontraproduktiv. Meine Favoriten sind Enzympeeling (10 Minuten einwirken lassen, abwaschen) und Feuchtigkeitsmaske. Letztere lass ich abends einfach drauf, sozusagen als Nachtcreme-Ersatz.
Was sind Eure Erfahrungen mit Faschingsschminke? Wer hattet schon mal eine Kontaktallergie? Was sind Eure Abschmink-Favoriten? Sagt es uns in den Kommentaren, auf Twitter oder unserer Facebook-Seite!
Das sind tolle Tipps! Danke!
Ich habe eine Frage: Was mache ich falsch, wenn die Aquaschminke mit Fixierspray nach 30 min anfängt zu bröseln/abblättern. Vor allem um den Mund. Muss ich besser cremen vorher?
Liebe Judith,
danke für deinen Kommentar! Hm… Den ultimativen Tipp habe ich leider auch nicht. Denn um den Mund gibt es viele Muskeln, die man beim Sprechen natürlich oft bewegt und dann bröselt die Schminke schnell, trotz Fixierspray. Vielleicht klappt’s mit Theaterschminke besser? Schöne Grüße und viel Spaß im Fasching,
Nadja