Sommergrippe: Woher sie kommt, was wirklich hilft

Wind am Strand: Kann Sommergrippe auslösen

Ein Anflug von Sommergrippe: Klingt luftig und halb so schlimm. Ist aber ganz, ganz schrecklich, wie ich aus eigener Erfahrung berichten muss. Ich habe diese Woche eine Sommergrippe ausgebrütet, was nichts anderes ist als eine Gewöhnliche Erkältung im Sommer, mit einer echten Grippe hat sie nichts zu tun. Ich fühlte mich schlapp und überhitzt. Kopf und Kiefer schmerzten. Der Kreislauf sackte ab und schlecht war mir obendrein. Das alles sind typische Symptome einer Sommergrippe. Sie alarmierten sofort den Hypochonder in mir: Sommergrippe ist mit die schrecklichste, eigentlich harmlose Krankheit, die ich mir vorstellen kann. Viel schlimmer als eine Erkältung im Winter. Ich habe das inzwischen zweimal durchgemacht und kann nur sagen: Bei 30 Grad Umgebungstemperatur sind Schnupfen, Schmerzen und Fieber unerträglich.

Die Hitze von innen und außen laugt einen so aus, dass man sich kaum auf den Beinen halten kann. Ins Bett kuscheln und den Infekt wegschlafen geht auch nicht. Zwischen heißen Laken ist an Ruhe nicht zu denken. Tagsüber raus zu gehen ist ebenfalls kaum möglich, denn Sonne verschlimmert das Elend sofort. Also tappert man schwindelig durch die Wohnung und tut sich selber Leid: Alle Leute genießen den Sommer. Alle, außer mir.

In dieser Lage war es mir ein großes Bedürfnis herauszufinden, was man gegen eine Sommergrippe tun kann: Was hilft, um die Beschwerden zu lindern? Wie bekommt man die Infektion am besten gar nicht erst? Vielleicht fühlt sich ja eine Sommergrippe nicht nur ätzender an als ein grippaler Infekt im Winter. Vielleicht muss man anders reagieren …

Hier meine Erkenntnisse:

Was sind die Ursachen einer Sommergrippe? Warum erkältet man sich, obwohl es warm ist?

Sommergrippe wird von Viren verursacht. Anders als im Winter sind häufig Cocksackie- oder Echoviren verantwortlich, die durch Wärme und Feuchtigkeit im Sommer besonders gut überleben. Ist das Immunsystem aus irgendwelchen Gründen bei einem Kontakt mit den Errgern nicht auf der Höhe, können sie sich im Körper ausbreiten. Die Abwehr kann zum Beispiel geschwächt sein von einem zu langen Sonnenbad oder durch Zugluft.

Lässt sich einer Sommergrippe vorbeugen?

Nicht immer. Aber das Risiko lässt sich senken. Und zwar mit genau denselben Tipps, die auch im Herbst und Winter helfen, einer Erkältung vorzubeugen. Der häufigste Übertragungsweg ist der direkte Handkontakt, erklärt das Gesundheitsamt der Stadt Kiel. Soll heißen: Wir fassen etwas an, an dem Viren kleben. Dann greifen wir uns ins Gesicht. Über die Schleimhäute an Augen, Nase und Mund finden die Erreger ihren Weg in den Körper.  Angenießt zu werden, spielt bei der Sommergrippe auch eine Rolle, aber seltener.

Die wichtgiste Vorsorge ist daher regelmäßiges Händewaschen: nach jeder Toilettennutzung, vor und nach dem Kochen und Essen. Überhaupt: Seine Lebensmittel sollte man im Sommer noch gründlicher waschen als sonst. Bei Wärme vermehren sich viele Keime schneller. Wie man sich die Hände ordentlich wäscht zeigt ein Video des Bundesamts für Gesundheit.

Tipp Nummer 2: Belastungen fürs Immunsystem meiden. Gift für die Abwehr sind: Zugluft, Baden in kaltem Wasser, längeres Tragen von nasser oder durchgeschwitzter Kleidung, ausgiebige Sonnenbäder und starke Klimaanlagen. Warum? Erreger mögen es zwar warm, aber nicht zu warm. Sinkt die Körpertemperatur an der Oberfläche punktuell ab – zum Beispiel am windigen Strand – fluten die Viren den Körper. Und der hat im Sommer manchmal zu wenig Abwehrkapazität, weil das schädliche UV-Licht der Sonne ihm schon zusetzt.

Was tun, wenn es einen erwischt? Was ist die Therapie für Sommergrippe?

Schonung gehört zur Therapie bei Sommergrippe. Wichtig: Schonung bedeutet nicht Bettruhe. Es geht darum, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Also besser nicht joggen oder den Keller ausmisten. Viele Ärzte halten es außerdem für sinnvoll, sich krank schreiben zu lassen: Schon allein aus Rücksichtnahme, um die Kollegen nicht anzustecken.

Spazieren zu gehen ist bei einer Sommergrippe o.k. – allerdings nicht in der Sonne. Selbst in der Sonne oder unter dem Sonnenschirm rumzuliegen, sollte tabu sein. Wie schon erwähnt: UV-Licht und Hitze schwächen den Körper, die Krankheitssymptome verschlimmern sich.

Wer fiebert oder schwitzt, sollte ausreichend trinken. Bei Hitze können bis zu 2,5 Liter täglich angebracht sein. Natürlich fantasiert man bei einer fiesen Erkältung von eigekühlten Getränken. Aber die sind ein Mini-Schock für den Kreislauf und daher weniger geeignet. Besser rein mit dem nur leicht gekühlten Wasser.

Gibt es Hausmittel gegen Sommergrippe?

Auch wenn die Viren, die eine Sommergrippe auslösen, andere sind als die Erreger, die uns im Winter eine Erkältung bescheren: Die Beschwerden lindert man genauso wie im Winter. Lutschtabletten gegen Halsschmerzen, Bonbons gegen Hustenreiz. Bei verschleimten Atemwegen tun Inhalationen gut, beispielsweise mit Salzwasser. Salbeitee ist nicht nur entzündungshemmend, er hilft auch ein bisschen gegen das Schwitzen. Fieber senken kalte Wickel. Mein Tipp: Cool Packs aus dem Eisfach in ein Tuch einschlagen und in der Leistengegend aufzulegen. Weitere Tipps finden sich im Blogbeitrag Die 10 hilfreichsten Hausmittel gegen Erkältung.

Ist eine Sommergrippe genauso schlimm wie eine echte Grippe?

Nein. Die Erreger der echten Grippe, der Influenza, sind andere als die der Sommergrippe. Eine Influenza fängt man sich in unseren Breiten fast nur im Winterhalbjahr ein. Sommergrippe hat andere Viren als Ursache: Die typische Sommergrippe zählt zu den grippalen Infekten und ist – sofern keine Komplikationen auftreten – viel harmloser als eine echte Grippe – auch wenn man sich schrecklich dabei fühlt. Eine Besonderheit hat der Sommerschnupfen: Zu den typischen Erkältungsbeschwerden wie Husten, Halsweh und laufende Nase gesellen sich häufiger Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Denn die Sommergrippe-Erreger lösen auch Magen-Darm-Erkrankungen aus – und häufig auch Bindehautentzündungen am Auge.

Wann muss ich mit einer Sommergrippe zum Arzt?

Die größte Gefahr besteht in einer Superinfektion. Dann siedeln sich neben den Viren auch Bakterien an, die schwere Erkrankungen – darunter eine Entzündung der Herzinnenhaut – auslösen können. Daher gilt:

  • Fühlt man sich nach zwei, drei Tagen nicht besser, bleibt das Fieber über 38 Grad oder steigt sogar, sollte man zum Arzt gehen.
  • Ebenso bei lange anhaltenden Schmerzen in Ohren, Stirn- oder Nasennebenhöhlen, bei auffälligem Halsweh sowie starkem Husten.
  • Ganz schnell zum Arzt müssen Patienten mit Erbrechen und Durchfall, die sehr schlapp werden, abwesend wirken oder gar etwas weggetreten. Das liegt an Austrocknung. Dagegen muss man sofort etwas tun.
  • Bei einer Superinfektion mit Bakterien können Antibiotika nötig werden. Unter normalen Umständen sollte man bei einer Sommergrippe auf keinen Fall Antibiotika nehmen. Denn gegen Viren wirken Antibiotika gar nicht. Sie sind Medikamente ausschließlich gegen Bakterien. Eine reale Gefahr unnötigen Antibiotiakkonsums ist jedoch der Anstieg von Resistenzen. Das heißt: Bakterien passen sich an die Wirkstoffe in den Antibiotika an. Sie sterben nicht mehr ab. Wenn man dann wirklich einmal ganz dringend ein Antibiotikum bräuchte, wirkt es nicht mehr. Also seit zurückhaltend: In eurem Interesse und in dem eurer Mitmenschen.

Mir geht es übrigens wieder besser, sonst hätte ich auch nichts schreiben können. Zum Glück diesmal schon nach zwei Tagen. Allen Menschen mit Sommergrippe da draußen: Gute Besserung!

 

Über uns Alexandra von Knobloch

Journalistin: Gesundheit, Wissenschaft, Medizin. Dozentin Print/Online. Innovationstrainerin mit Design Thinking. Schreibt privat auf: http://healthandthecity.de über Gesundheit fürs digitalisierte Leben.

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