Pause machen: 4 Tricks für schnelle Erholung

Kaffee kochen: Eine gute Gelegenheit, zum Pause machen

Pause machen, das sagt sich so leicht, aber wann tut man es wirklich? Neulich habe ich mich wieder einmal dabei ertappt, das Prinzip der Pause auszuhebeln. Ich habe über facebook einen Cartoon geteilt. Dessen Thema: Wir müssen uns zwingen, nicht alle zwei Minuten aufs Smartphone zu starren. Voll erwischt. Ich poste und poste, statt innezuhalten.

Da musste ich an die Kindersendung Löwenzahn denken. „Abschalten“, riet uns Peter Lustig an deren Ende fast immer. „Jetzt kommt ohnehin nichts mehr,“ meinte Lustig. Eltern haben den Mann für diesen Satz geliebt. Als Kind hatte man natürlich stets den Verdacht, dass im Fernsehen doch noch etwas Spannendes läuft. Aber es half nichts. Kaum war Löwenzahn zu Ende, haben einen die Eltern vor die Tür gesetzt: „Raus jetzt und spielen.“

Angenehmer Zwang zum Abschalten

Gott, war das angenehm, zum Aufhören gezwungen zu werden. Es hat einem jede Menge Energie gespart, die heute beim Versuch drauf geht, nicht andauernd irgendetwas zu machen – und sei es, Mails zu löschen.

Was die digitale Welt aus uns macht, befeuert schon seit einigen Jahren Diskussionen und Spekulationen. 2010 gelang dem Journalisten-Kollegen Christoph Koch ein Erfolg mit dem Buch: „Ich bin dann mal offline. Leben ohne Internet und Handy – ein Selbstversuch“. Seine Erkenntnis: Ja, es geht auch ohne, aber es ist nicht besser.

Ähnliches berichtet ein weiterer Journalist. Alex Rühle lebte ein halbes Jahr analog. In seinem Buch „Ohne Netz“ beschreibt er mehr Zeit zur Muße, aber auch viel Zusatzarbeit – schon allein um eine Telefonzelle zu finden.

Warum Pause machen wichtig ist

Vor diesem Hintergrund sind folgende Fragen relevant: Was macht eine erholsame Auszeit aus? Wie geht Pause machen richtig? Oder wie Peter Lustig es formulieren würde: Wie schaltet man ab?

Die Arbeitswissenschaft hat zu diesem Thema einiges beizutragen. Vor allem die Erkenntnis: Regelmäßige Arbeitsunterbrechungen sind notwendig – und zwar nicht nur für Menschen, die sich körperlich verausgaben, sondern auch für Kopfarbeiter.

Ohne Ruhezeiten erlahmt die Konzentration wie ein überbeanspruchter Muskel, erklärt der kanadische Forscher John P. Trougakos. Wer seinem Geist die Erholungsphasen vorenthält denkt langsamer: Man starrt auf Zahlen und Buchstaben, ohne deren Inhalt zu erfassen. Man erledigt dies und das, aber nichts ordentlich.

Trougakos plädiert daher für Pause machen ohne schlechtes Gewissen. Schließlich fühlt sich am Ende der Auszeit nicht nur der Pausemacher besser; auch der Arbeitgeber profitiert von Angestellten mit klarem Kopf.

Allerdings kann einem den Druck, ständig weiterzuwursteln, auf Handys und Bildschirme zu starren, keiner abnehmen. Seine Pausen muss man sich selbst erlauben. Gerade das fällt laut Stressreport 2012 vielen Menschen schwer. „Die Pausen passen nicht in den Arbeitsablauf“, sagt fast jeder zweite, bei dem die Arbeitsunterbrechung regelmäßig ausfällt.

1) Faulenzen üben

Da hilft nur eines: Faulenzen üben. Zum Beispiel mit dem Buch des Literatur-Professors Manfred Koch „Faulheit – eine schwierige Disziplin“. Jeder von uns hat überreiche Erfahrung mit Vorgaben wie „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“. Sich davon zu lösen, gelingt nicht von einer Minute auf die andere. Ein paar Übungen können dabei helfen.

Hier 3 Anregungen:

  • Einfach mal einen Tag lang die Einkäufe unerledigt lassen und essen, was gerade da ist. Was passieren wird? Nichts, außer mehr Freizeit.
  • Einmal am Tag rausgehen, auf eine Wiese legen oder auf eine Bank setzen, in den Himmel sehen und beobachten, wie die Wolken ziehen. Nach einem Muster in den Wolken suchen und das Wolken-Bild auf einen Zettel malen. Was passieren wird? Nichts, außer einem Gefühl der Beruhigung. Denn Muster in der Natur zu erkennen, entspannt.
  • Am Montag drei Dinge notieren, die man auch getrost erst nächste Woche erledigen kann – und diese dann auch wirklich verschieben. Was passieren wird? Nichts, außer ein bisschen besserer Laune, weil man sich selbst etwas Gutes getan hat.

Pause machen idealerweise schweifen die Gedanken weg vom Alltag

2) Die richte Zeit finden

Derart pro-Pause gestimmt, stellt sich die nächste Frage: Wann ist es Zeit für eine Auszeit? Experte Trougakos empfiehlt, sich lange vor einer totalen Ermattung auszuklinken, aber andererseits seinen Arbeitsprozess nicht zu oft zu unterbrechen. Denn: Wer alle fünf Minuten aufspringt, um aus dem Fenster zu schauen oder sich einen Kaffee zu holen, erholt sich nicht, sondern lenkt sich nur ab und schiebt vor sich her.

Es existieren alle möglichen Empfehlungen für Ruhezeiten nach einem strikten Schema, etwa die Pomodoro-Methode. Dabei stellt man sich einen Küchenwecker, um nach 25 Minuten eine 5-Minuten-Unterbrechung einzulegen. Nach vier solchen Einheiten steht eine längere Pause auf dem Plan. Einige Zeitmanager vergöttern dieses Vorgehen. Angeblich steigert es die Gesamt-Produktivität.

Andere Experten glauben, dass sich Zwanghaftigkeit und Erholung schlecht vertragen. Damit bringt man sich unter anderem um das wunderbare Erlebnis eines Flows. Sie raten, lieber auf die Signale zu achten, die einem der eigene Körper gibt.

Zum Beispiel:

  • Das Verlangen, sich zu recken und zu strecken
  • Gähnen und Müdigkeit
  • Lust auf ein Getränk, einen Imbiss oder einen Plausch
  • Tagträumen statt konzentriert zu sein

3) Aufstehen, bewusst ablenken

Solchen persönlichen Hinweisen sollte man Beachtung schenken: die Muskeln dehnen und aufstehen und fünf Minuten lang gehen. Dann das bringt den Blutfluss wieder in Gang.

Ebenso wichtig ist es für eine gelungene Pause ist es, Augen und Gedanken bewusst vom Arbeitsziel-Objekt wegzulenken, um den Kopf frei zu bekommen. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich grundfalsch das Handy zu checken, wenn man gerade einmal die Finger vom Computer lässt.

Um sich vom schnellen Blick auf Twitter oder WhatsApp abzulenken, sollte man sich eine erholsame Alternative zurechtlegen und nutzen, sobald die Finger zucken. Meine persönliche Strategie habe ich euch ja bereits vorgestellt: Musik hören.

4) Für ein Essen muss es reichen

Bleibt die Frage nach der wahrhaft erquicklichen Pausenlänge. Martin Schütte von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin findet feste Regeln wenig geeignet. Wie lange es dauert, Kraft zu schöpfen, hänge von der Arbeitsbelastung ab, erklärte er vor einiger Zeit in Bild der Frau. Mehrere kurze Pausen seien sinnvoll, aber zumindest einmal am Tag sollte man sich die Zeit nehmen, in Ruhe zu essen. In Ruhe, das heißt: Nicht am Computer sitzend oder mit dem Smartphone in der Hand, auch nicht fernsehend, nicht im Imbiss oder im Gehen schlingend.

Einfach essen, ein Urbedürfnis stillen. Dazu wollte uns natürlich auch Peter Lustig in Löwenzahn erziehen. Ich liebte diese Sendung. Ihr zu Ehren werde ich jetzt mal meine Eltern ersetzen, mich selbst nach draußen schicken und das Smartphone ganz unten in der Tasche verkramen. Es wäre viel zu umständlich, es ständig herauszuholen, also werde ich es einfach für ein Stündchen vergessen und stattdessen richtig lange Pause machen.

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Über uns Alexandra von Knobloch

Journalistin: Gesundheit, Wissenschaft, Medizin. Dozentin Print/Online. Innovationstrainerin mit Design Thinking. Schreibt privat auf: http://healthandthecity.de über Gesundheit fürs digitalisierte Leben.

3 Kommentare

  1. Ich lasse mein Telefon zum Einkaufen, Spazierengehen oder Kinder abholen meist gleich zu Hause. Sehr erholsam.
    Grüße
    Annett

    • Wie ist das: Brauchst Du beim Nähen öfter Pausen oder bist du im Flow?
      LG
      Alex

      • Wenn ich abend Ruhe habe und mir nicht gleich der Kopf vor Müdigkeit auf die Tischplatte fällt, dann eindeutig Flow. Besonders gut geht das mit einem Hörspiel dazu. Dann bin ich echt in einer anderen Welt.
        Grüße
        Annett

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